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AutorenbildChristian Einig

Reasoning 1 - The Cut

Aktualisiert: 25. Apr.

Heute möchte ich dich an einem "Reasoning for my one" teilhaben lassen. Ich erkläre dir kurz, was ein Reasoning ist, was die Ursprünge sind und wie ich die Thematik Reasoning für mich adaptiere. Und dann geht's ans Reasoning an sich ;-)


Reasoning lässt sich ins Deutsche als Ergründen | Ergründung übersetzen. Ganz kurz umschrieben geht es darum, unterschiedlichsten Dingen auf den Grund zu gehen, Dinge zu hinterfragen, Ableitungen zu treffen, Zusammenhänge zu verstehen. Warum passiert dies und das? Wofür (für welchen höheren Zweck!?) könnte dies und das gut gewesen sein. Ich denke, du weißt was ich meine :-)


Bei den Rastafari-Gruppen (in Jamaika und Afrika) ist das Reasoning ein festes Ritual, welches regelmäßig gemeinsam praktiziert wird. Man sitzt zusammen und geht Dingen gemeinsam auf den Grund. Man diskutiert, philosophiert, stellt Zusammenhänge her und erleuchtet sich im besten Falle gegenseitig mit unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen. Dabei kann es um ganz alltägliche Dinge gehen, aber auch um historische Dinge aus der Bibel oder sonstigen Schriften der Rastafari. Um einen besseren Zugang zu "the most high" (dem Allmächtigen Gott, Jah Rastafari) zu bekommen, wird das "holy herb" (Ganja) gemeinsam geraucht. Es ist ein göttlicher Akt, der rein gar nichts damit zu tun hat "breit zu werden" oder dergleichen. Es geht um eine Fokussierung zum Elementaren. Wenn man auf derselben Wellenlänge denkt, fühlt und spricht, ist die Kommunikation auf einem ganz anderen Level. Übers Thema Ganja wird auch im Laufe der Zeit der Ein oder andere Beitrag kommen.


Da ich nun mal keine Rasta-Gruppe im Garten sitzen oder in meiner näheren Umgebung habe, praktiziere ich Reasonings for my one - ich versuche also alleine den Dingen auf den Grund zu gehen. Das mache ich regelmäßig. Wichtig ist für mich, dass der Vibe stimmt und ich ein wenig Ruhe habe. Am besten klappt das in der Natur beim Spazieren oder einfach in meinem bequemen Outdoor-Sitzsack. Nun lasse ich dich an meiner (!) Erkenntnis durch ein Reasoning teilhaben in Bezug auf eine kürzlich passierte Situation.


Ich bin am Mittwoch mit meinen BVB-Freunden nach Dortmund ins Stadion gefahren. Seit meiner Kindheit bin ich großer Fußball- und vor allem BVB-Fan. Seit mehr als 10 Jahren besitze ich eine Dauerkarte fürs Stadion und fahre regelmäßig Live-Fußball schauen. Früher öfter als heute, aber das ist ein anderes Thema ;-) Fußball passt sehr gut zu Rasta! Die Entwicklung vom "Ultra BVB-Fan" hin zum "Rasta BVB-Fan" thematisiere ich in einem extra Beitrag. Kleiner Spoiler: Rastas beschimpfen keine anderen Fans, singen keine Schmäh-Gesänge und verachten die gegnerische Mannschaft nicht! Wie würde das auch mit der Rasta-Philosophie zusammenpassen?!


Um die Vorgeschichte zum Mittwoch etwas abzukürzen: Nach einem 8h Arbeitstag, einer dreistündigen Hinfahrt nach Dortmund (mit Berufsverkehr, Staus, Parkplatzsuche und Co.), einem emotionalen Fußballspiel ist die 200 km Rückfahrt gegen Mitternacht eine Herausforderung (für mich!). Man ist müde, nicht mehr so aufmerksam und somit automatisch Gefahren auf der Autobahn ausgesetzt. Was alles auf der Autobahn passieren kann, weiß jeder selbst. Ich habe schon erlebt, wie der Fahrer im Sekundenschlaf fast das Auto gegen die Leitplanke gelenkt hätte... Angst ist das falsche Wort, aber ich war schon etwas beunruhigt, bzw. angespannt in Bezug auf die Rückfahrt. Solche Strecken fahre ich sehr selten. Bevor wir gemeinsam ins Auto gestiegen sind, ist mir etwas passiert, zu dem ich bei meinem Reasoning einen anderen Zugang gefunden habe.


Als ich mir bevor wir losgefahren sind ein Brötchen aufschneiden wollte (wir haben stets Verpflegung im Kofferraum dabei), habe ich mir mit dem Messer einen ca. 3 cm großen Schnitt an meiner linken Handfläche zugefügt. Kurz nicht aufgepasst und zack in die Hand geschnitten. Der Schnitt war allerdings in Anbetracht der Gesamtheit ein besonderer Schnitt. Es war nicht so tief, dass es dauerhaft geblutet hat. Anfangs hat es schon geblutet und ich spürte das Adrenalin in meinem Körper. Bei Blut bin ich immer ein wenig empfindlich ;-) Es war kein tiefer Schnitt, ich hatte keine Schmerzen. Es zwickte etwas, aber fokussierte mich für die gesamte Rückfahrt. Der Schnitt war genau an der Stelle, wo das Lenkrad meine Handinnenfläche berührt. Auf der gesamten Heimfahrt verspürte ich keinerlei Müdigkeit und war stets fokussiert. Der Schnitt an meiner Hand hat maßgeblich dazu beigetragen!


Rasta wissen (nicht glauben!), dass Jah Rastafari einen stets beschützt und behütet. Auf jedem Weg und in jeder Situation. Jetzt kann man sich über einen Schnitt in der Hand ärgern, aufregen, sich fragen, weshalb einem so ein "Missgeschick" passiert und somit negativ auf die Situation schauen. Ich interpretiere die Situation so, dass das augenscheinlich vermeidbare "Leid" (in diesem Falle der Schnitt in meiner Hand), ein eventuell viel größeres Leid (eine unsichere Autofahrt, im schlimmsten Falle ein Unfall) verdrängt hat. Dadurch, dass "the almighty" mir einen Schnitt in der Hand zugefügt hat, hat er ebenfalls dafür gesorgt, dass meine Freunde und ich gesund nachhause kommen. Und letzteres hat wohl ein weitaus größeres Gewicht. Das "Missgeschick" war also aus der Sicht gar kein Missgeschick, sondern ein kleines Zeichen von Jah, dass er bei mir ist und mich beschützt!


Ich interpretiere das so für mich. Bestimmt gibt es genug Menschen, die meine Sichtweise nicht teilen oder gar "verrückt" oder übertrieben finden. Aber mit meiner Sichtweise tue ich niemandem weh - die Sichtweise erfüllt mich mit Zufriedenheit und Verständnis für das große Ganze, was vielleicht auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Was ist nun meine Ableitung daraus?


Egal welches "Leid" geschieht - Jah Rastafari beschützt mich und jedes Leid dient einem größeren Ganzen, was wir in der jeweiligen Situation der Leiderfahrung meistens noch nicht sehen. Die Kunst ist es, zu vertrauen und den Fluss der Dinge nicht aufzuhalten. Der Schnitt in meiner Hand sorgte für mich dafür, dass ich die Heimfahrt ohne Zwischen- oder Unfälle antreten konnte. Ich war dankbar für den Schnitt - ohne Witz!


Manchmal, je nach dem, wie schwer das Leid ist, fällt es einem sehr schwer, das große Ganze zu sehen und zu verstehen, wofür dieses Leid jetzt gut war. Manchmal dauert es wirklich sehr, sehr lange, bis man dahinterkommt. Aber als Rasta vertraut man auf das große Ganze, auf Jah Rastafari und den Schutz. Es geht als Rasta nicht darum, sofort alles positiv zu sehen oder sofort ableiten zu können, wofür "das jetzt gut war". Es geht darum darauf zu vertrauen, dass es richtig so ist. "The mighty never give you, what you cannot handle!"


Bless & Love



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